Reise blog von Travellerspoint

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Ungarn Kurzbesuch

von Montenegro bis an den Plattensee

semi-overcast 20 °C
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Heute stelle ich einen neuen persönlichen Rekord in Grenzübertritten auf. Vier mal stand ich heute an einer Grenze. Die zerfledderte ex-jugoslawische Landkarte führt dazu, dass man gelegentlich das Gefühl hat von Schlagbaum zu Schlagbaum zu fahren.

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Kurzer Aufenthalt in Dubrovnik. Dort ist es mir zu laut, zu heiß und zu hektisch. Sonntags in der Hochsaison sollte man hier wirklich nicht sein.

Am Ende des Tages bin ich wieder mal Bosnien&Herzegowina. Zum zweiten Mal vorbei an Mostar, (einen weiteren Sprung konnte ich mir verkneifen, ich kann erst seit wenigen Tagen wieder einigermaßen schmerzfrei sitzen) Richtung Norden. Immer an der Neretva entlang, an den Seiten steile Canyon-Wände. Spät am Nachmittag finde ich in der Nähe von Jablanica genau den richtigen Stellplatz für die Nacht. Eine kleine Nebenstraße führt steil einige Kilometer zu ein paar Häusern am Berg hinauf. In einer Kurve finde ich genug Platz für Harley - wieder mal unbezahlbare Aussicht.

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Gerade als ich mein Glück so richtig mit einem Feierabend-Bierchen begießen will, kommt ein junger Bosnier vorbei. Woher er kam und wohin er will weiß ich bis heute nicht. Ein wenig Englisch kann er und so beginnt eine Unterhaltung. Zuerst will er wissen ob ich Kredit auf meinem Handy habe, denn er will seine Freundin anrufen.
“Sorry, ich habe nicht mal eine SIM-Karte in dem Handy, das ist nur als Navi gedacht.“
Dann deutet er auf mein Bier und fragt ob ich noch eins habe. Zwischendurch hat er sich schon mal eine Zigarette aus der Packung genommen die ebenfalls am Tisch lag. Na gut, dann gebe ich ihm halt ein Bier.

Das trinkt er zügig aus und wirft die Dose in die Büsche hinter sich. Dieser Platz war nicht nur wegen der Aussicht, sondern auch wegen des fehlenden Mülls bis dahin ziemlich perfekt. Ab jetzt ist klar – wir werden keine Freunde. Zuletzt fragt er nach Bargeld, dass ich nicht habe. Das Gespräch ist für mich beendet und bald darauf zieht er ab.

Da das Dorf in dem er vermutlich lebt etliche Kilometer weg ist, denke ich nun ist Ruhe. Weit gefehlt. Eine Stunde später – es ist bereits stockfinster - als ich zu einer Rauchpause aus dem Auto nach draußen gehe kommt er mit 3 Freunden zurück. Was wird denn das jetzt hier, bin ich jetzt die Dorfattraktion? Habt die am Sonntagabend sonst nichts zu tun? Ich wollte hier in Ruhe die Aussicht und mein Bierchen genießen! Hier kann ich nicht bleiben.

Schweren Herzens starte ich in der Dunkelheit den Motor und fahre weiter. Es wird allerdings schwierig so spät einen guten Platz zu finden. Die Straße führt durch eine enge Schlucht mit wenig Möglichkeiten zur Seite abzubiegen. Nach einigen vergeblichen Versuchen sehe ich einen kleinen Feldweg der steil nach unten zum Fluss führt. Das könnte etwas sein. Der Weg ist so gerade noch für Harley passierbar. Eigentlich bräuchte man einen 4WD. Unten weitet sich der Weg und führt auf eine Wiese mit Obstbäumen.

Ich stelle den Motor ab und begebe mich zu Fuß mit Taschenlampe auf die Suche nach einer ebenen Stelle zum Parken für die Nacht. Als ich etwa 100m vom Auto weg bin sehe ich Scheinwerfer. Das darf doch nicht wahr sein! Wer fährt denn jetzt um diese Zeit noch diesen furchtbaren Holperweg hier runter?

Das Auto dreht eine Runde um meinen Camper und verschwindet dann wieder nach oben. Was soll ich davon halten? Wahrscheinlich ist es der Besitzer der Wiese, der meine Scheinwerfer gesehen hat und nachschauen wollte wer da parkt. Ich weiß nicht ob er mit dem Ergebnis seiner Nachforschungen zufrieden ist und was er als nächstes vor hat. Ich will es auch nicht heraus finden. Meine Regel Nr.1 für's Wild- bzw. Gratis-Campen lautet: Entweder so stehen dass niemand weiß wo du bist oder so dass ständig Jemand vorbei kommt. Also muss ich auch diesen schönen Platz verlassen. Am Ende parke ich fast direkt an der Straße in einer Parkbucht. Nicht schön und auch ziemlich laut weil nachts ständig LKWs vorbei rauschen.

Nur eine Stunde Fahrt entfernt liegt der Ort Jajce.

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Eine Festung, ein Wasserfall und Mini-Wassermühlen sind hier die Attraktionen. Damit haben sie sich bei der UNESCO als Weltkulturerbe beworben.

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Nach den Erlebnissen der letzten Nacht suche ich heute Ruhe auf einem Campingplatz. Gibt es hier sehr günstig und mit wirklich tadellosen sanitären Einrichtungen. Alles blitz-blank, nagelneu – na also geht doch! Mit Schaudern denke ich zurück an die Campingplätze am Lake Ohrid und Sveti Stefan, wo man für unzumutbare Einrichtungen mehr verlangt hat. Auch für Campingplätze gilt ganz offensichtlich die alte Immobilienregel: Lage, Lage, Lage!

Ich brauche fast den ganzen Tag um Harley eine Innenreinigung zu verpassen. Die albanischen Staubpisten liegen hinter mir, jetzt rentiert sich das.

Am nächsten Tag ist es bewölkt und deutlich kühler. Der Sommer in Zentral-Europa geht scheinbar langsam zu Ende, hier fallen schon die Blätter. Vor mir liegen heute 400km über Banja Luka zum Plattensee nach Ungarn. Ich nehme ein polnisches Anhalterpärchen mit, die auch nach Ungarn wollen. Beide können gut englisch und so wird die Fahrt durch die ziemlich langweilige Landschaft etwas kurzweiliger.

Bis zum Plattensee kommen wir drei heute nicht mehr. Etwa 30km südlich biege ich in ein Waldstück ab. Wir beschließen die Nacht im Wald zu verbringen, da es direkt am See für die beiden vermutlich schwierig wird ihr Zelt aufzubauen ohne Ärger zu bekommen.

Am nächsten Morgen wirft uns der aufmerksame Weckdienst der ungarischen Forstverwaltung um halb 7 aus dem Bett. Dabei hatte ich den gar nicht bestellt.
“Hier nix Camping!“
Gut, dann frühstücken wir halt woanders. Das Wetter wird immer schlechter. Als wir eine halbe Stunde später am Balaton ankommen erinnert das schon sehr an deutschen Sommer. 18°, windig, bedeckt. Jacken- und Sockenwetter. Hier geht die Saison offensichtlich schon zu Ende. Leere Parkplätze, kaum Gäste in den Strandcafes. Was ein Gegensatz zu den zur selben Zeit völlig überlaufenen Stränden in Albanien, Kroatien und Montenegro. Hier ist alles wie ausgestorben.

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Wer genau schaut kann ganz hinten Harley entdecken. Ein wunderbar ruhiger Standplatz für 2 Nächte war das. Manche Hotels sehen aus als ob sie ihre besten Zeiten noch hinter dem eisernen Vorhang hatten.

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Der See? Plattenflach. Man muss schon weit rein gehen bis man den Bauch nass bekommt.

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Tauchen mit Haien, Springen von Brücken – im Lauf dieser Reise habe ich schon einige verrückte oder gefährliche Dinge getan. FKK-Camping am Balaton? Hier ziehe ich die Grenze, das geht zu weit.

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Ich bin eigentlich nur hier weil ich vor vielen Jahren einen Sketch mit Gerhard Polt gesehen habe. Thema: Urlaub am Balaton in den 80ern. Leider habe ich den Link dazu nicht finden können. Vielleicht kann einer der Leser aushelfen. Ein echter Klassiker.

Eingestellt von Tom Travel 10:10 Archiviert in Ungarn Kommentare (0)

Vom Plattensee bis Sardinien

quer durch 5 Länder

sunny 26 °C
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Ich habe mir vorgenommen das Transitland Österreich mal auf ungewöhnliche Weise, nämlich komplett von Ost nach West zu durchfahren.

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Vom Burgenland bis Vorarlberg

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Nur auf Nebenstrecken, ohne Autobahn. Ich will ja schließlich was sehen von meinem Heimatland. Das erste Stück am Freitag bis in meine alte Heimat ist es noch wunderbar. Zwei Tage Pause bei Freunden und Verwandten, dann geht es weiter. Leider im Regen. Zwei Pässe über den Hochkönig - eine sensationelle Strecke. Leider regnet es komplett durch die Steiermark. Erst in Tirol, vorbei am Wilden Kaiser, wird es besser. Ich schaffe es nicht an einem Tag und verbringe die Nacht auf dem Arlberg-Pass.

Am nächsten Tag ist es zunächst trocken, aber in Liechtenstein regnet es Bindfäden. Sehr schade, denn hier wollte ich eigentlich Pause machen und Vaduz besichtigen. Bei dem Sauwetter wird daraus nichts. Mitteleuropäischer Hochsommer halt, echt ein Grund zum Auswandern.

Weiter am nächsten Tag in die Schweiz. Graubünden, Luganer See, Comer See – erinnert an Bariloche, bzw Bariloche erinnert an das hier. Die Via Mala Schlucht zwischen Chur und Bellinzona haut mich glatt um. Hat jemand außer mir das Buch gelesen?

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Wenn nur das Wetter ein wenig besser wäre. Kurz hinter Bellinzona endlich wieder Sonne und die Grenze zu Italien. Der Grenzer sagt nur kurz “salve“ und winkt mich und meine kroatischen Zigaretten durch.

Ich bin wieder in der EU. 1,68€ sehe ich als Preis für Diesel direkt nach der Grenze. Das ist teuer. Etwas später tanke ich für 1,58€ - auch teuer. Fast 6000km habe ich jetzt schon auf dem Tacho seit meiner Abreise vor 6 Wochen. Gut dass ich bei diesen Preisen nicht mehr so viel vor habe.

In Italien fahre ich Autobahn. Die Österreicher und Schweizer bekamen keinen Cent Maut von mir. Dort gab es interessante Berglandschaft entlang der Nebenstraßen. Die Strecke von der Schweizer Grenze durch die Lombardei über Mailand bis Genua ist nicht so prickelnd. Das kostet mich gerade mal 10€ Maut und dafür komme ich gut voran. Eine Nacht am Autogrill südlich von Mailand, eine weitere Nacht am Fährhafen von Genua und schon bin ich auf der Fähre nach Sardinien.

Moby-Lines mit einem Tasmanischen Teufel auf dem Kamin - wie passend für mich.

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Elf Stunden dauert die Überfahrt, vorbei an Korsika. Das Meer ist spiegelglatt. Die Fähre kommt abends in Olbia an. Zu spät um noch etwas anzusehen. Ein öffentlicher Parkplatz tut es für heute Nacht. Am nächsten Tag regnet es, also bleibe ich einen zweiten Tag hier. Hat ja keinen Sinn beim Regen durch die schöne Gegend zu fahren.

Sorry für den langweiligen Beitrag. Sonnige Fotos gibt es dann beim nächsten Mal wieder. Ich hab ja jetzt endlich wieder eine anständige Kamera und das Wetter in Sardinien soll ja noch ein paar Wochen ganz gut bleiben.

Eingestellt von Tom Travel 07:38 Archiviert in Italien Kommentare (2)

Bären und Wildschweine

Nepp am Capo d'Orso

sunny 26 °C
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Meine Inselrundfahrt beginnt nördlich von Olbia an der Costa Smeralda. Für Camper ist das hier nichts, entlang des ganzen Küstenstreifens ist Campen verboten, Campingplätze gibt es auch nicht. Man legt hier mehr Wert auf zahlungskräftige Kundschaft. Bungalow am Berg, Yacht im Hafen – hier kann man zeigen was man hat.

Normal Sterbliche dürfen aber an den Strand zum Baden. 10-20€ Parkplatzgebühr für den Tag. Als ich früh am Morgen ankomme ist der Parkplatz noch geschlossen und ich fahre runter bis ans Wasser. Da gibt es auch einen großen Platz zum Parken, aber hier stehen überall Halteverbotsschilder.“Egal“, denke ich mir, “es wird ja nicht gleich einer kommen. Falls doch bin ich ja am Auto und kann weg fahren.“

Ich schaue mir das eine Weile an. Mittlerweile kommen immer mehr Italiener und parken auch hier. Scheinbar wird das hier nicht so ernst genommen mit dem Halteverbot.Ich mache mir erst Mal einen Kaffee und warte. Es kommen immer mehr andere Fahrzeuge und am Ende stehen so an die 20 auf der Fläche.

Dann gehe ich mal zum Strand. Der bekommt gute Noten in meiner Strandwertung. Sehr hell – fast weiß, sehr feinkörnig. Wasser schön warm und klar. Eine kleine Strand-Bar gibt es auch. Schreck! 1 kleines Bier 0,2l = 4 € - Willkommen in Europa! Ich brauche wohl noch eine Zeit um mich preislich zu akklimatisieren.

WiFi gibt es hier nicht, brauche ich aber auch nicht mehr. Ich war es satt ständig in ein Cafe oder Restaurant zu gehen. Kostenlose offene WiFis gibt es hier praktisch nicht und so habe ich mir für die 2 Monate einen UMTS-Stick gekauft.

Hier kann man es aushalten. Zwischendurch gehe ich immer mal zum Auto und sehe nach dem Rechten – alles wunderbar. Spät am Nachmittag als die ersten zusammenpacken gehe ich auch wieder zum Auto. Nanu, was ist denn nun los? Alle weg! Plötzlich stehe ich ganz alleine da. Ich freue mich schon und überlege ob ich die Nacht hier einfach stehen bleibe, als ich unter dem Scheibenwischer etwas sehe. Ein Strafzettel!

Die Italiener kannten wohl die Zeit wann die Ordnungshüter hier ihre Runde machen und sind rechtzeitig abgehauen – ich nicht. Was das kosten wird kann ich nicht entziffern, ich werde es erst in einigen Wochen erfahren, wenn die Post in Deutschland ankommt.

Das versaut mir nachträglich den schönen Tag am Strand. Da ich in der Gegend bin wo man Camper gar nicht mag, muss ich einen guten Platz für die Nacht finden, denn sonst darf ich dafür auch noch Strafe zahlen. Harley muss also wieder mal über eine Allradpiste einen Berg hinauf. Hier sieht und stört mich keiner. Dachte ich. Bis es mitten in der Nacht um das Auto herum anfängt zu grunzen. Eine Rotte Wildschweine kommt lärmend vorbei. Die sind mir jetzt allemal lieber als Förster oder andere Ordnungshüter, die etwas gegen Camper haben.

Am nächsten Tag habe ich genug vom Versteck spielen und fahre auf einen Campingplatz in Palau. Parkplatz, Strom, Dusche, Ruhe. Hauptsaison ist vorbei und die Preise fürs Campen haben sich seit gestern praktisch halbiert. Nur ein paar Kilometer entfernt eines der Wahrzeichen von Sardinien, dass man in jedem Prospekt abgebildet sieht. Capo d'Orso. Ein verwitterter Granitfelsen der aus dem richtigen Winkel betrachtet aussieht wie ein Bär.

Von der Straße aus sieht der Bär für mich aus wie eine Wildsau.

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Capo de Porco klingt wohl nicht so gut. Man muss Eintritt bezahlen wenn man zum Bären hinauf will. Für das Geld bekommt man einen Handzettel mit Verboten. Papierkörbe und Treppen, aber auch jede Menge Verbotsschildern und Absperrungen. Dafür das Papa, Mama, Kind nun in Flip-Flops hier rauf können, müssen alle Anderen darauf verzichten zu den interessanten Stellen zu klettern. Das geht sogar so weit, dass die Stelle von der der Bär wie ein Bär aussieht nun unerreichbar ist.

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Dieses Foto bekommt man nur wenn man sich über die Absperrungen hinweg setzt oder anders trickst. Erlaubt ist jetzt nur noch unter dem Bärenfelsen hindurch zu fotografieren.

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Das hier wäre sein Kopf, wenn man an der richtigen Stelle stehen würde.

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Von da aus wo man hindarf ist es nur ein hohler Felsen. Die Aussicht ist allerdings recht hübsch.

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Das gilt hier aber für praktisch jede Anhöhe mit Blick aufs Meer. Was bin ich froh, dass ich dafür keinen Umweg gefahren bin. Die Leute die extra deswegen einen Tagesausflug hier her machen müssen maßlos enttäuscht sein.

Eingestellt von Tom Travel 00:39 Archiviert in Italien Kommentare (1)

Elefant und Zebrakirche

übers Nordkap an die Westküste

sunny 27 °C
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Nach 5 Tagen Faulenzen auf dem Campingplatz geht es weiter. Meine netten deutschen Nachbarn fahren heute auch. Zuerst mache ich bei Costa Paradiso einen kleinen Abstecher von der Küstenstraße zum Meer. Der Name klang vielversprechend. Ein Schlagbaum trennt die Siedlung am Meer vom Rest der Welt. Der Wachmann am Schlagbaum schaut mich streng an und meint ich dürfe mir ein Parkticket für Camper kaufen, aber "No sleep here!". Alle paar Meter ein "No Camping!"-Schild. Es ist so ähnlich wie an der Costa Smeralda. Eine Ecke für Gut-Betuchte - nichts für mich.

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Ich setze meine Rundreise entgegen dem Uhrzeiger fort und fahre zum nördlichsten Punkt der Insel – Capo Testa. Ganz schön was los hier, trotz Nachsaison. Erst 1km entfernt bekomme ich einen Parkplatz. Für mich kein Problem, mit dem Fahrrad fahre ich das letzte Stück.
Der Andrang ist verständlich, das ist schon ein verdammt schönes Stück Erde hier. Einige traumhafte Badebuchten, das Wasser wieder in allen Farben von türkis bis dunkelblau und glasklar.

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Dahinter auf einer Halbinsel ein Kletterparadies. In allen Formen geschliffene Granitblöcke bis runter ans Wasser.

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Es sieht wieder aus wie eine Henry Moore Ausstellung.

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Hier kann man klettern wo man will, Absperrungen gibt es nicht, Eintritt kostet es auch nicht.

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Das war ein Tipp von Eva und Udo, und der war schon mal nicht schlecht. Für die Nacht habe ich einen Tipp von Jana und Jürgen (meinen Campingplatznachbarn) - Rena Majore an der Westküste. Ein Stück Dünenlandschaft mit Sandstrand und angeblich wird man dort beim Wild-Campen nicht behelligt. Ein Volltreffer - das war der Blick aus meinem Wohnzimmer.

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Direkt über dem Wasser, zuerst ein schöner Sonnenuntergang, dann leichtes Wellen-Plätschern in der Nacht. Das ist der beste Standplatz der bisherigen Mittelmeer-Rundreise. Nette Gesellschaft habe ich auch. Außer mir stehen noch 5 andere Camper über Nacht hier. Eigentlich würde ich gerne länger hier bleiben, aber mir sind die Lebensmittel ausgegangen. Die kleinen Märkte hier verlangen Apothekerpreise, deswegen fahre ich nach Sassari zu Lidl.

Auf dem Weg direkt an der Straße ein anderes Postkartenmotiv Sardiniens: Der Elefant.

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Heute wird ein richtiger Touristentag mit vollem Besichtigungsprogramm. Kein Problem, denn alles liegt hier sehr nahe beinsammen. Zuerst die Zebrakirche aus dem 12.Jh.

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Die Streifen entsehen durch abwechselnd Kalk- und Basaltsteine beim Bau.

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Der Bau ist für sein Alter gut in Schuss, manche Sachen wie dieser Gargoyle sehen fast zu neu aus.

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Dann nur 2km weiter ein Nuraghe. Von Weitem sieht es etwa so aus wie das was ich als Kind im Sandkasten mit dem Eimerchen produziert habe - nur viel größer.

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So richtig weiss keiner wer die wann und wofür gebaut hat. Aber es gibt 1000ende davon auf der Insel. Einer fing wohl an damit und alle anderen habens nachgemacht.

Eingestellt von Tom Travel 10:54 Archiviert in Italien Kommentare (0)

Mäuse, Moskitos, Ameisen

Camperfreuden

sunny 24 °C
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Zur Budgetschonung habe ich mir ein paar kostenlose Campingnächte in der Landschaft verordnet. Die erste Nacht verbringe ich nicht weit von der Zebrakirche an einem kleinen Bach. Tagsüber war es unglaublich heiß, so dass ich Harley ganz nah am gut 5m hohen Uferschilf parken musste, um Schatten zu bekommen. Was ich nicht beachtet habe war, dass einige Spitzen des Schilfs bis über das Camperdach reichten. Das ergab einen guten Schatten tagsüber, aber eine überraschende Begegnung in der Nacht.

Ich erwache von trappelnden Geräuschen. Das kenne ich doch aus den USA als Moby von Mäusen heimgesucht wurde. Ich taste im Dunkeln nach der Taschenlampe und leuchte bei der Dachluke hinaus. Genau in dem Moment schauen mich 2 schwarze Knopfaugen an, verschwinden aber sofort im Licht der Lampe. Bisher fand ich es immer sehr schön direkt mit dem Kopf unter der offenen Luke zu liegen. So mit Frischluft und freiem Blick auf den Sternenhimmel. Heute verzichte ich auf die Frischluft und schließe die Luke. Nicht dass am Ende noch eine der Mäuse meint sie müsse diese Mitfahrgelegenheit nutzen und fällt mir dabei ins Gesicht. Es trappelt noch weiter die ganze Nacht auf dem Dach, aber wenigstens kann jetzt von über mir keine Maus rein.

In der zweiten Nacht stehe ich hoch oben an einem Aussichtsparkplatz über dem Capo Caccia.

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Hohe Klippen, schöne Aussicht. Trotz der exponierten Lage geht kaum Wind - leider.

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Wind hätte ich gerne gehabt. Bei dieser Windstille wimmelt es hier von Stechmücken. Ich habe mittlerweile Moskitonetze vor den 2 Fenstern die ich nachts offen lasse. Dennoch kommen ständig neue Mücken rein. Ich jage sie mit der Fliegenklatsche, vergewissere mich das keine mehr da sind, lege mich wieder hin und 15 Minuten später ist die Nächste da. Das geht so die ganze Nacht. Kein Schlaf zu finden bei dem Gesummse. Ich weiß bis heute nicht wo die reingekommen sind.

Dritte Nacht, dritte Störung. Etwas außerhalb von Alghero unter einem Eukalyptusbaum. Prächtige Aussicht aufs Meer und den Sonnenuntergang.

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Unterm Baum war es wieder schön schattig tagsüber. Auch hier hingen wieder tiefe Äste des Baums bis aufs Dach von Harley. Zumindest beim Einschlafen gab es dieses Mal keine Störungen. Gegen 5 Uhr morgens zwickt und beißt es plötzlich überall. Wieder taste ich nach der Taschenlampe und traue meinen Augen nicht bei dem was ich da sehe. Über mir und an den Seitenwänden – überall Ameisenstraßen. Hunderte, Tausende. Ich liege praktisch mitten drin. Ganze Heerscharen der kleinen Krabbler haben sich im Laufe der Nacht über die Eukalyptusblätter auf mein Dach abgeseilt und sind durch irgendwelche Ritzen in der Karosserie eingedrungen.

Als erstes fahre ich das Auto unter dem Baum weg. Mir ist klar, die sind über die Äste gekommen. So schneide ich ihnen schon mal den Nachschub ab. Meine Hoffnung ist, dass sie ihre Königin nicht mit dabei haben, denn nur dann habe ich eine Chance die Biester in absehbarer Zeit wieder los zu werden.

Mit Handfeger und Wischlappen gehe ich gegen die Ameisenstraßen im Auto vor. Es werden einfach nicht weniger. Dabei habe ich bestimmt schon ein paar Tausend vernichtet bzw. rausgekehrt. Erst am dritten Tag meines Feldzuges werden es merklich weniger, danach tauchen nur noch vereinzelte Exemplare auf.

Der nächste Tag und die Nacht sind regnerisch. Selten habe ich mich so über Regen gefreut. Ich muss tagsüber nicht wegen Schatten unter einem Baum stehen, habe endlich Ruhe und kann ein wenig Schlaf nachholen. Nächster Stopp: Alghero

Alghero hat bestimmt eine hübsche mediterrane Altstadt. Bunte Häuser, Türen und Fenster.

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Aber auch davon habe ich, ähnlich wie in Südamerika mit seinen kolonialen Altstädten, langsam eine Überdosis. Von A-Z, von Alghero, Sardinien bis Zadar, Kroatien - kopfsteingepflasterte, enge Gassen. Ich saß schon in so vielen gemütlichen Straßencafés zwischen historischen Bauten. Davon hatte ich nun eigentlich genug. Ich brauche Natur.

Südlich von Alghero an der Küstenstraße nach Bosa gibt es keine größeren Orte, nur vereinzelt menschliche Behausungen in den Hügeln neben der Straße. Das gefällt mir schon besser. Steile Klippen, sieht ein wenig aus wie Schottland. Nur das das Wasser da unten jetzt im September schön warm ist.

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Die Saison hier ist jetzt Anfang September so gut wie vorüber. Keine Schulferien mehr. Die Parkplätze die im Juli/August 10€/Tag kosten sind jetzt gratis und auf so einem bleibe ich gleich mal zwei Nächte. Schöne Aussicht, das Meer nur 100m entfernt. Nebenan ein Restaurant mit FreeWiFi, Strom und Dusche. Campen außerhalb von Campingplätzen ist zwar offiziell immer noch nicht erlaubt, aber ich denke jetzt schert sich keine Ordnungsmacht mehr darum.

Ich freunde mich mit dem Wirt des Restaurants und seinem Hund ein wenig an. Er spricht nur italienisch und sardisch. Mit meinem italienisch ist es nicht weit her, aber erstaunlicherweise komme ich mit spanisch gut weiter. Das scheint irgendwie dem sardischen ähnlich zu sein.

Nachmittags fahre ich zum Einkaufen nach Bosa. Es gibt Ausnahmen zur oben gesagten Langeweile der immer gleichen Städte. Same same - but different! Was in Kolumbien Salento war, ist hier auf Sardinien Bosa.

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Für mich der schönste Ort bisher auf der Insel. Pastellbunte Häuser am Hang, darüber eine alte Burg.

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Die Ameisen sind wieder da! Sie waren nie weg. Es handelte sich wohl nur um einen taktischen Rückzug. Zweit Tage lang war ich siegessicher und habe nur einzelne versprengte Späher eliminiert. Doch heute haben sie wieder ihre volle Stärke gezeigt und meine Mülltüte überfallen. Überraschend für mich, aber ein schwerer strategischer Fehler des Gegners. Ich stelle die Tüte mitsamt Inhalt nach draußen. Ha, die bin ich los! Nun muss ich mich noch um die Nachschubwege kümmern. Diesen Kampf werde ich gewinnen. Den Einsatz von chemischen Waffen halte ich als letzten Ausweg noch zurück. Im Moment ist immer noch der Kehrbesen meine Standardwaffe. Fast tun sie mir leid. Sie tun ja eigentlich nichts außer krabbeln. Es handelt sich um eine Art, die nicht einmal Ameisensäure zur Verteidigung einsetzt. Ihre Waffe ist ihre Anzahl. Das muss doch mal aufhören. Unvorstellbar wie viele von denen in nur einer Nacht an Bord gekommen sind.

Eingestellt von Tom Travel 04:19 Archiviert in Italien Kommentare (5)