Ungarn Kurzbesuch
von Montenegro bis an den Plattensee
18.08.2013 - 23.08.2013
20 °C
View
Round-The-World 2013-2014
auf Tom Travel's Reise-Karte.
Heute stelle ich einen neuen persönlichen Rekord in Grenzübertritten auf. Vier mal stand ich heute an einer Grenze. Die zerfledderte ex-jugoslawische Landkarte führt dazu, dass man gelegentlich das Gefühl hat von Schlagbaum zu Schlagbaum zu fahren.
Kurzer Aufenthalt in Dubrovnik. Dort ist es mir zu laut, zu heiß und zu hektisch. Sonntags in der Hochsaison sollte man hier wirklich nicht sein.
Am Ende des Tages bin ich wieder mal Bosnien&Herzegowina. Zum zweiten Mal vorbei an Mostar, (einen weiteren Sprung konnte ich mir verkneifen, ich kann erst seit wenigen Tagen wieder einigermaßen schmerzfrei sitzen) Richtung Norden. Immer an der Neretva entlang, an den Seiten steile Canyon-Wände. Spät am Nachmittag finde ich in der Nähe von Jablanica genau den richtigen Stellplatz für die Nacht. Eine kleine Nebenstraße führt steil einige Kilometer zu ein paar Häusern am Berg hinauf. In einer Kurve finde ich genug Platz für Harley - wieder mal unbezahlbare Aussicht.
Gerade als ich mein Glück so richtig mit einem Feierabend-Bierchen begießen will, kommt ein junger Bosnier vorbei. Woher er kam und wohin er will weiß ich bis heute nicht. Ein wenig Englisch kann er und so beginnt eine Unterhaltung. Zuerst will er wissen ob ich Kredit auf meinem Handy habe, denn er will seine Freundin anrufen.
“Sorry, ich habe nicht mal eine SIM-Karte in dem Handy, das ist nur als Navi gedacht.“
Dann deutet er auf mein Bier und fragt ob ich noch eins habe. Zwischendurch hat er sich schon mal eine Zigarette aus der Packung genommen die ebenfalls am Tisch lag. Na gut, dann gebe ich ihm halt ein Bier.
Das trinkt er zügig aus und wirft die Dose in die Büsche hinter sich. Dieser Platz war nicht nur wegen der Aussicht, sondern auch wegen des fehlenden Mülls bis dahin ziemlich perfekt. Ab jetzt ist klar – wir werden keine Freunde. Zuletzt fragt er nach Bargeld, dass ich nicht habe. Das Gespräch ist für mich beendet und bald darauf zieht er ab.
Da das Dorf in dem er vermutlich lebt etliche Kilometer weg ist, denke ich nun ist Ruhe. Weit gefehlt. Eine Stunde später – es ist bereits stockfinster - als ich zu einer Rauchpause aus dem Auto nach draußen gehe kommt er mit 3 Freunden zurück. Was wird denn das jetzt hier, bin ich jetzt die Dorfattraktion? Habt die am Sonntagabend sonst nichts zu tun? Ich wollte hier in Ruhe die Aussicht und mein Bierchen genießen! Hier kann ich nicht bleiben.
Schweren Herzens starte ich in der Dunkelheit den Motor und fahre weiter. Es wird allerdings schwierig so spät einen guten Platz zu finden. Die Straße führt durch eine enge Schlucht mit wenig Möglichkeiten zur Seite abzubiegen. Nach einigen vergeblichen Versuchen sehe ich einen kleinen Feldweg der steil nach unten zum Fluss führt. Das könnte etwas sein. Der Weg ist so gerade noch für Harley passierbar. Eigentlich bräuchte man einen 4WD. Unten weitet sich der Weg und führt auf eine Wiese mit Obstbäumen.
Ich stelle den Motor ab und begebe mich zu Fuß mit Taschenlampe auf die Suche nach einer ebenen Stelle zum Parken für die Nacht. Als ich etwa 100m vom Auto weg bin sehe ich Scheinwerfer. Das darf doch nicht wahr sein! Wer fährt denn jetzt um diese Zeit noch diesen furchtbaren Holperweg hier runter?
Das Auto dreht eine Runde um meinen Camper und verschwindet dann wieder nach oben. Was soll ich davon halten? Wahrscheinlich ist es der Besitzer der Wiese, der meine Scheinwerfer gesehen hat und nachschauen wollte wer da parkt. Ich weiß nicht ob er mit dem Ergebnis seiner Nachforschungen zufrieden ist und was er als nächstes vor hat. Ich will es auch nicht heraus finden. Meine Regel Nr.1 für's Wild- bzw. Gratis-Campen lautet: Entweder so stehen dass niemand weiß wo du bist oder so dass ständig Jemand vorbei kommt. Also muss ich auch diesen schönen Platz verlassen. Am Ende parke ich fast direkt an der Straße in einer Parkbucht. Nicht schön und auch ziemlich laut weil nachts ständig LKWs vorbei rauschen.
Nur eine Stunde Fahrt entfernt liegt der Ort Jajce.
Eine Festung, ein Wasserfall und Mini-Wassermühlen sind hier die Attraktionen. Damit haben sie sich bei der UNESCO als Weltkulturerbe beworben.
Nach den Erlebnissen der letzten Nacht suche ich heute Ruhe auf einem Campingplatz. Gibt es hier sehr günstig und mit wirklich tadellosen sanitären Einrichtungen. Alles blitz-blank, nagelneu – na also geht doch! Mit Schaudern denke ich zurück an die Campingplätze am Lake Ohrid und Sveti Stefan, wo man für unzumutbare Einrichtungen mehr verlangt hat. Auch für Campingplätze gilt ganz offensichtlich die alte Immobilienregel: Lage, Lage, Lage!
Ich brauche fast den ganzen Tag um Harley eine Innenreinigung zu verpassen. Die albanischen Staubpisten liegen hinter mir, jetzt rentiert sich das.
Am nächsten Tag ist es bewölkt und deutlich kühler. Der Sommer in Zentral-Europa geht scheinbar langsam zu Ende, hier fallen schon die Blätter. Vor mir liegen heute 400km über Banja Luka zum Plattensee nach Ungarn. Ich nehme ein polnisches Anhalterpärchen mit, die auch nach Ungarn wollen. Beide können gut englisch und so wird die Fahrt durch die ziemlich langweilige Landschaft etwas kurzweiliger.
Bis zum Plattensee kommen wir drei heute nicht mehr. Etwa 30km südlich biege ich in ein Waldstück ab. Wir beschließen die Nacht im Wald zu verbringen, da es direkt am See für die beiden vermutlich schwierig wird ihr Zelt aufzubauen ohne Ärger zu bekommen.
Am nächsten Morgen wirft uns der aufmerksame Weckdienst der ungarischen Forstverwaltung um halb 7 aus dem Bett. Dabei hatte ich den gar nicht bestellt.
“Hier nix Camping!“
Gut, dann frühstücken wir halt woanders. Das Wetter wird immer schlechter. Als wir eine halbe Stunde später am Balaton ankommen erinnert das schon sehr an deutschen Sommer. 18°, windig, bedeckt. Jacken- und Sockenwetter. Hier geht die Saison offensichtlich schon zu Ende. Leere Parkplätze, kaum Gäste in den Strandcafes. Was ein Gegensatz zu den zur selben Zeit völlig überlaufenen Stränden in Albanien, Kroatien und Montenegro. Hier ist alles wie ausgestorben.
Wer genau schaut kann ganz hinten Harley entdecken. Ein wunderbar ruhiger Standplatz für 2 Nächte war das. Manche Hotels sehen aus als ob sie ihre besten Zeiten noch hinter dem eisernen Vorhang hatten.
Der See? Plattenflach. Man muss schon weit rein gehen bis man den Bauch nass bekommt.
Tauchen mit Haien, Springen von Brücken – im Lauf dieser Reise habe ich schon einige verrückte oder gefährliche Dinge getan. FKK-Camping am Balaton? Hier ziehe ich die Grenze, das geht zu weit.
Ich bin eigentlich nur hier weil ich vor vielen Jahren einen Sketch mit Gerhard Polt gesehen habe. Thema: Urlaub am Balaton in den 80ern. Leider habe ich den Link dazu nicht finden können. Vielleicht kann einer der Leser aushelfen. Ein echter Klassiker.
Eingestellt von Tom Travel 10:10 Archiviert in Ungarn Kommentare (0)