Petri Heil am Kap der Guten Hoffnung
mein erster Fisch!
06.11.2013 - 09.11.2013
20 °C
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Round-The-World 2013-2014
auf Tom Travel's Reise-Karte.
Ich bin nicht gerne unterwegs von A nach B. Vor allem wenn ich nicht selbst fahren kann. Keine guten Voraussetzungen für einen Weltreisenden. Am meisten hasse ich das Fliegen. Die Flugverbindungen von München nach Südafrika sind alles andere als komfortabel. Diese Route wird eher selten geflogen und es gibt keine bezahlbaren Direktflüge. Ich fliege mit Qatar Airways über Doha - 27 Stunden. Das Wetter in München beim Abflug war schauerlich. 6° und Nieselregen - da fliegt man gerne weg.
Nach 5 Stunden Flug und 9 Stunden Aufenthalt in Doha im Transferbereich geht es um 7 Uhr morgens weiter über Jo'burg nach Kapstadt. Beim Check-In habe ich den letzten freien Fensterplatz bekommen. Ich habe liebe Fensterplätze. Nicht wegen der Aussicht, sondern weil mir schon etliche Male eine Stewardess den Saftwagen über die Zehen gerollt hat, wenn ich am Gang sitze und im Halbschlaf den Fuß rausstrecke. Ein schmerzhaftes Erwachen
Im Wartebereich fiel mir unter Hunderten von Passagieren ein sehr beleibter Herr in mittlerem Alter auf. Wie will denn der in die Sitze kommen? Vielleicht fliegt er 1st Class, dann sollte es gehen. "Nicht mein Problem", denke ich noch. Da habe ich mich getäuscht. Ich setze mich auf meinen Fensterplatz, der Sitz daneben ist noch frei. Nicht lange, dann kommt der beleibte Herr und steuert direkt auf mich und den freien Platz zu. "Oh nein!" - doch! Er ist mein Sitznachbar. Er nimmt Maß und läßt sich zwischen die Armlehnen sinken - hinsetzen kann man das nicht nennen. Der Steward kommt bereits mit der Gurtverlängerung. Anschnallen bräuchte er sich eigentlich nicht, im Falle eines Aufpralls kann er ohnehin nirgendwohin so eingeklemmt wie er da sitzt.
Mein Problem beginnt da wo seine Hüften aufhören. Unter der Armlehne hindurch fließen sie auf meine Sitzfläche. Körperkontakt für die nächsten 10 Stunden - wie schön. Übermüdet und leicht zerknautscht komme ich am späten Nachmittag in Kapstadt an. Das sah schon aus der Luft ziemlich klasse aus. Das Meer auf der einen Seite, Berge landeinwärts. Um den Flughafen sieht es gar nicht afrikanisch aus. Könnte auch USA oder Australien sein. Ich gehe mir meinen Mietwagen holen. Scheinbar habe ich bei der Reservierung das Kästchen mit "gebt mir das hässlichste Auto" angekreuzt. Ein zwar nagelneuer aber gelber(!) Kia Picanto wird mein Untersatz. Ich muss mir kaum Sorgen machen, dass der geklaut wird.
Knapp 30km sind es bis in einen Vorort namens Tokai zu meinem Quartier für die nächsten Tage bei Shaun. Kaum Verkehr, gute Straßen bis dorthin. Der ungewohnte Linksverkehr bringt mich ins Schwitzen. Shauns Frau Nadine empfängt mich. Shaun ist noch dienstlich unterwegs. Ein hübscher Bungalow mit deutlichem Hinweis auf den Wachdienst und Alarmanalage auf der Außenmauer, wie alle hier in der Gegend.
Türen und Fenster mit Schiebegittern versehen, Bewegungsmelder im Garten. Der Staffordshire Terrier Tala, eigentlich eine Kampfhundrasse, ist für Einbrecher allerdings kein Hindernis. Ein extrem freundlicher Hund, allerdings quicklebendig und kaum zu fotografieren.
Gleich am nächsten Tag habe ich meinen ersten Besichtigungstermin zwecks Kauf eines Fahrzeug für die nächsten 5 Monate. Ich will dieses Mal etwas mit Allrad und Bodenfreiheit kaufen. Viel Teer werde ich auf meiner Rundreise nicht unter den Rädern haben. Die Fahrt zum Termin wird die beste die ich je gemacht habe um ein Auto anzuschauen. Kaum heraus aus dem bebauten Gebiet ist hier Natur pur. Steil den Berg hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. Wäre eine tolle Gegend zum Wandern. Der 4WD-Nissan den ich mir ansehe gehört Chris. Der kommt eben aus Italien zurück, wo er und seine Firma an der Aufrichtung der Costa Concordia beteiligt waren. Südafrikaner, vor allem hier aus der Kap-Gegend, sind weltweit gefragte Experten für das Ausschlachten von Schiffswracks. Sie haben viele Generationen Erfahrung damit. Der Wagen wäre eigentlich OK, aber ich werde mir noch ein paar andere ansehen, vielleicht noch etwas Besseres finden. Ich habe ja noch ein paar Tage Zeit dafür.
Tags darauf mein erstes Südafrika-Highlight. Angeln am Kap der Guten Hoffung im Table Mountain Nationalpark.
Normale Touristen dürfen auf dem Kap wandern, ich habe Shaun und sein Boot und kann mir das Ganze auch vom Wasser aus ansehen.
Wir lassen das Boot zu Wasser, dabei werden wir von einer Horde Paviane beobachtet. Paviane am Strand - ein unerwarteter Anblick. Shaun steuert einmal ums Kap herum und wieder zurück.
Steile Klippen, Kelpwälder unter Wasser, einladende Badebuchten mit dösenden Pelzrobben an Land. Shaun erzählt mir allerdings, dass er hier vor einigen Jahren beim Schnorcheln von einem weißen Hai überrascht wurde. Klar, Kelpwälder, Robben - da ist der große Weiße nicht weit. In seinem Fall ging es gut aus. Der Fisch hat auch ohne Probebiss erkannt, dass er keine Robbe vor sich hat und ist abgedreht. Baden ist an dieser Küste nicht ohne Risiko. Mit weißen Haien Schnorcheln habe ich auch vor, allerdings werde ich im Käfig sein und der Hai draußen.
Das hier ist es dann, das legendäre Kap der Guten Hoffnung
Dann kommt der Teil wegen dem wir hier sind. Wir wollen fischen. Dabei sind wir nicht alleine. Etwa ein Dutzend Boote mit Einheimischen verteilen sich in der Bucht und angeln Snoeks.
Shaun möchte lieber Yellowtails haben und macht die beiden Angeln klar. Wir angeln ohne Köder nur mit einer Sardinenatrappe die knapp unter der Wasseroberfläche gezogen wird.
2 Stunden und 2 Bier später geben wir die Jagd nach Yellowtails auf und gehen wie alle anderen auf Snoeks. Die Snoeks, eine Makrelenart, leben am Meeresboden und für die lassen wir die Köder absinken und holen sie dann flott wieder nach oben in der Hoffnung, dass einer hinterherschwimmt und anbeisst. Ich habe Spaß dabei, aber nicht wirklich die Hoffnung etwas zu erwischen. Zuletzt in Bolivien im Dschungel hatte ich 3 Fische an der Angel, die alle im letzten Moment entkommen sind.
Plötzlich ruckt es an der Angel, ziemlich stark sogar. Einer hat angebissen!
Ich hole die Schnur ein...weg isser. Mist! Shaun meint ich soll die Schnur noch mal runter lassen. Ich denke: "So blöd kann doch kein Fisch sein, dass er nachdem er grad eben noch davon gekommen ist gleich noch Mal beisst." Der von grad eben wohl nicht, aber einer seiner Kollegen konnte ebenfalls nicht widerstehen und schluckt Sekunden später den Köder.
Diesmal klappt es und ich ziehe den Burschen an Bord.
Es blieb dann bei dem einen Erfolgserlebnis. Aber der eine Fisch reichte locker für uns alle zum Abendessen.
Eingestellt von Tom Travel 11:24 Archiviert in Südafrika Kommentare (4)