Mein Kühlschrank bereitet mir Kopfzerbrechen. Zuerst kühlte er zu gut, dann kühlte er nicht mehr auf 220V, sondern nur noch über 12V. Dann ging er wieder völlig normal. Ich befürchte das wird nicht mehr lange gut gehen. Im Beach-Camp gab es keinen Strom, daher konnte ich das Problem nicht weiter verfolgen. Meine Sachen habe ich während der 3 Tage dort in der Campingküche in die Truhe gelegt.
Heute habe ich vor 500km bis Springbok zu fahren. Das ist die letzte größere Ortschaft bevor das 1000km Nichts in Namibia kommt. Als erstes komme ich gleich mal in eine Polizeikontrolle, die meinen fehlenden Tankdeckel bemängelt. Gut dass ich die Quittung des bestellten und schon bezahlten Deckels habe. Die Fahrzeugpapiere scheinen auch in Ordnung zu sein und ich darf weiter fahren. Auf halber Strecke halte ich an um den Kühlschrank anzustecken. Der tut aber nichts außer mir wieder eine kryptische Fehlermeldung im Display anzuzeigen. Aha, nun geht er also auf 12V auch nicht mehr. Bleibt noch die Hoffnung, dass er wieder auf 220V arbeitet. Diese Hoffnung zerschlägt sich aber, als ich abends am Campingplatz in Springbok ankomme. Auch mit Starkstrom die selbe blöde Fehlermeldung und nix mit Kühlung.
Ich schreibe dies hier übrigens wieder mit klammen Fingern, Jacke und Pullover. Auch 500km nördlicher als gestern keine Spur von Tropennacht. Wenigstens bleibt so mein Bier auch ohne Kühlung frisch. Ein paar Verrückte plantschen sogar nach Sonnenuntergang trotz der Kälte munter im Swimmingpool des Campingplatzes. Die spinnen doch.
Tags darauf versuche ich in Springbok einen Laden zu finden der sich mit Kühlschränken auskennt. Dazu brauche ich Internet, das finde ich in einem netten Cafe an der Straße. Gefrühstückt hatte ich auch noch nichts. Meine Suche findet keinen Laden in der Nähe der auf Camping-Kühlschränke spezialisiert ist, daher google ich mal nach der Fehlermeldung im Display. Ergebnis: Die Meldung zeigt an das zu wenig Spannung anliegt. Hm, seltsam sowohl an 12V als auch am Netz – kann ja nicht sein. Normalerweise schützt diese Funktion davor die Batterie tief zu entladen. Ich vermute der Spannungsmesser spinnt. Vielleicht kann ich das sogar selbst beheben.
Nun brauche ich noch Lebensmittel für die lange Reise. In Namibia soll alles teurer sein, deswegen heißt es hier aufstocken was geht. Ich habe immer ein ungutes Gefühl wenn ich das Auto mit all meinen Sachen darin länger alleine stehen lasse. Daher schleppe ich jedes Mal Kamera, Handy, Laptop und Tablet im Rucksack mit, wenn ich mich länger als 5 Minuten vom Auto entferne.
Ein ziemlich fertig aussehender Einheimischer will mir auf dem Parkplatz irgendwelchen Krimskrams verkaufen. Ich brauche nichts. Dann meint er, er hätte Hunger und ob ich ihm etwas Brot mitbringen könnte. Ich mache ihm ein Angebot: "Wenn du auf mein Auto aufpasst kriegst du auch noch die Wurst aufs Brot dazu." Er ist sofort einverstanden und ich habe ein etwas besseres Gefühl während meinem Einkauf. Die Wertsachen nehme ich trotzdem alle mit. Als ich zurück komme ist alles in bester Ordnung. Brot und Wurst für meinen Autowächter haben mich knapp 1€ gekostet.
Im Tank habe ich noch Sprit für mindestens 200km, das langt locker für die 130km bis zur Grenze. Dort gibt es laut meinem Navi Tankstellen auf beiden Seiten der Grenze. Ich wollte noch ein paar Tage in Südafrika bleiben und auf dem Grenzfluss ein wenig Kanu fahren. An der Grenze angekommen muss ich feststellen, dass es die Tankstellen auf südafrikanischer Seite nicht mehr gibt. Der Sprit ist auf der anderen Seite in Namibia günstiger, da konnten sie sich wohl nicht mehr halten. Den ganzen Weg zurück nach Springbok zum Tanken will ich auf keinen Fall mehr fahren.
Nun muss ich mich entscheiden: Den Tank in Südafrika in Grenznähe völlig leer fahren und hoffen dass es reicht oder gleich rüber auf die andere Seite. Ich entscheide mich für Letzteres. Ich bin allerdings auf Namibia überhaupt nicht vorbereitet und weiß nicht was es auf der anderen Seite zu sehen gibt und wo ich übernachten soll.
An der Grenze ist ordentlich was los. Die Südafrikaner haben langes Wochenende und für viele ist das schon Ferienbeginn. Über 2 Stunden dauert es bis die Beamten alle ihre hübschen Stempel in meinen Pass gedrückt haben. Am Ende muss ich noch die 20€ Straßennutzungsgebühr für Namibia bezahlen. Angeblich unterhalten sie von dem Geld super Schotterstraßen - die besten Afrikas. "Lieber gute Schotterstraßen als löchrige Teerdecken wie in Albanien." denke ich mir.

Auf dem Weg nach Norden wurde die Vegetation immer weniger. Zuerst keine Bäume mehr - Nullarbor lässt grüßen, dann nur noch vereinzelt Sträucher. Dann nichts mehr. Nur noch Sand und Felsen. Plötzlich von Weitem riesige grüne Felder. Beim Näherkommen sind das Weinplantagen. Namibia als Weinanbaugebiet überrascht mich ebenso wie vor gut einem Jahr Kanada.
Nach der Grenze tanke ich auf und frage wo es hier einen Campingplatz gibt. Nur 10km weiter ist einer. Wirklich erstaunlich, so abgelegen kann es gar nicht sein, dass man nicht trotzdem die Annehmlichkeiten der Zivilisation findet. Dusche, heiß und kalt, Strom – alles da..außer Internet. Das wird hier in Namibia wohl so bleiben, denn auch das Telefonnetz ist lückenhaft. Ich quetsche den Campingplatzbesitzer gleich mal aus was es hier in der Nähe zu sehen gibt. Nur 100km entfernt (das ist hier praktisch in der Nachbarschaft) ist der Fish-River-Canyon.

Das Problem hier ist die Hitze. Ähnlich wie im australischen Outback, muss man sehr früh los wenn man etwas anschauen will. Ich komme an diesem Morgen wieder mal viel zu spät los. Nach über 100km Fahrt durch eine Steinwüste, plötzlich eine Oase. Ein schöner Campingplatz mit Swimming-Pool an den heißen Quellen von Ai-Ais. Von hier sind es nur noch 70km bis zum Aussichtspunkt. Wenn ich es morgen denn mal schaffe früh aufzustehen sollte das passen.
Als ich vor der Rezeption anhalte fällt mir ein völlig zerstörter weißer Kleinwagen auf. Sieht nach einem typisch südafrikanischen Mietwagen aus denke ich mir noch. Dann fallen mir die beiden Französinnen ein, die in der Schlange an der Grenze vor mir waren. Die hatten auch so einen weißen Kleinwagen und wollten nach Ai-Ais – Zufall?
Ich gehe ins Gebäude und da steht eine der beiden am PC und sieht gar nicht glücklich aus. Meine Vermutung bestätigt sich. Sie haben das Auto gestern auf dem Weg hierher aufs Dach gelegt. Nun versuchen sie jemand bei der Autovermietung zu erreichen, der ihnen sagt wie es weiter geht. Den Ärger möchte ich wirklich nicht haben. Ein südafrikanisches Auto als Ausländer in Namibia zu schrotten – dagegen ist mein Kühlschrankärger gar nichts.

Jetzt sind die beiden den ganzen Weg von Kapstadt bis hier rauf gefahren und stecken fest. Ich biete meine Hilfe an - Platz habe ich ja im Auto - und so können sie mit mir zusammen am nächsten Tage wenigstens noch den Canyon anschauen wegen dem sie eigentlich hier her gekommen sind. Am nächsten Morgen fahren wir zu dritt los. Wieder durch die schier endlose Geröllwüste.


Unterwegs gibt es interessante Fotomotive - hier ein Köcherbaum

Oder etwas Wildlife - ein Klippspringer

Der Fish-River Canyon ist eine kleinere Ausgabe des Grand Canyon. Längst nicht so tief und der Fluß führt gerade auch kein Wasser (erst recht keine Fische) aber auf jeden Fall sehenswert.

Wie am Grand Canyon gibt es diverse Aussichtspunkte. Abstieg in den Canyon ist hier allerdings verboten wegen Lebensgefahr in der Hitze.

Es geht langsam gegen Mittag an die 40°

Die holprige Piste verlangt ihren Tribut. Praktisch alle meine Plastikboxen in denen meine Lebensmittel verstaut waren sind gebrochen und ich habe einen schleichenden Plattfuß am Hinterrad wie ich am nächsten Morgen feststellen muss. Das Problem mit dem Kühlschrank nicht gelöst habe ich schon wieder 2 neue Sorgen.