Reise blog von Travellerspoint

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Die Brücke von Mostar

Er springt...er springt nicht...er springt!

sunny 31 °C
View Round-The-World 2013-2014 auf Tom Travel's Reise-Karte.

Gut 300km Strecke habe ich heute auf dem Programm. Es geht raus aus der EU nach Bosnien-Herzegowina. Ich habe mir die Route durch die Berge ausgesucht, denn noch mal die Küste entlang will ich nicht und Autobahn schon gar nicht. Harley quält sich mit 30-40km/h die Pässe hoch. Die Aussicht ist grandios und den Umweg allemal wert – wenn man es nicht eilig hat.

Der Grenzübertritt war völlig reibungslos. Es werden nur wieder die üblichen Witzchen wegen meinem Nachnamen gemacht. Die Grenzbeamten auf der ganzen Welt sind doch alle gleich. Die Fotos die ich von der Grenze gemacht habe gibt es nicht mehr – die Geschichte dazu folgt später im Text.

Jetzt bin ich also in BiH – so kürzen die den Ländernamen hier ab. Wofür das “i“ steht habe ich noch nicht heraus gefunden. Obi gibt es, aber kein Aldi oder Lidl. Sprit ist etwas billiger, aber hier wie schon in Slowenien gibt es zwar riesige Anzeigetafeln für die Preise, doch selten steht auch was drauf. Man erfährt erst an der Säule was es kostet. 1,20€ - da tanke ich gleich mal voll. Billiger wird es nirgends.

All jenen die der D-Mark nachweinen kann ich nur sagen: Kommt nach BiH, hier zahlt man damit. Nennt sich zwar K-Mark und sie haben ihre eigenen Scheine gedruckt, aber der Wert entspricht exakt der guten alten Deutschmark.

Gegen 3 Uhr Nachmittag komme ich in Mostar an. Die Altstadt hier ist ein Touristenmagnet. Im Zentrum die alte Brücke. Wirklich extrem fotogen. Ich bin nur aus einem einzigen Grund hier. Vor Jahren sah ich einen TV-Bericht über Einheimische die als Mutprobe von der Brücke ins eiskalte Wasser der Neretva springen.
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Vor ein paar Wochen habe ich im Internet recherchiert und erfahren, dass man für 25€ auch als Nicht-Clubmitglied springen kann. Es gibt angeblich einen Divers-Club bei dem man sich für seinen Sprung anmelden kann. Mein erster Weg führt mich also zur Brücke auf der Suche nach den Jungs vom Club. Das ist der Blick von Oben nach Norden.

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So sieht es südlich der Brücke aus. Die Zuschauerränge sind jetzt am Nachmittag noch wenig gefüllt.

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Und das ist der Grund warum ich hier bin. Zuerst von der Seite,

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dann auch mal von unten.

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Ein Einheimischer, den ich nach dem Weg gefragt habe sagt mir allerdings, dass man nicht mehr springen darf, weil es auch dieses Jahr wieder Verletzte gegeben hat.

Gut dass er falsch informiert ist, denn der Chef der Truppe meint: “Kein Problem, du kannst springen.“

Es gab bisher 5 Tote und einen Vermissten in 9 Jahren. Drei sind auf den Rücken gefallen und bei den anderen 2-3 war es wohl der Kreislauf und das kalte Wasser bzw. die Strömung. Er fragt mich noch welche Höhen ich schon gesprungen bin.

"So 15m, schätze ich. Allerdings springe ich immer Kopf voraus."

Davon rät er mir heftig ab.

"Das macht keiner hier. Ein wenig falsch der Eintauchwinkel und dein Genick bricht."

Gut, er muss es wissen. So einigen wir uns auf einen Fuß-Sprung. Damit habe ich leider gar keine Erfahrungen. Was sich später rächen wird.

"Wann kann ich denn springen?" frage ich und denke mir dass es erst Morgen gehen wird.
"Von mir aus jetzt gleich", sagt er.
Ich schlucke erst mal schwer - "Jetzt gleich?"

Er zeigt mir das große Buch in dem sich jeder Gast-Springer eintragen darf. Nummer 851 wäre ich. 850 Springer in 9 Jahren - heute wäre ich der vierte. Zwei haben im letzten Moment gekniffen.

“Ermm...Na gut, dann hole ich mal mein Zeug.“

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Das 10°-kalte Wasser macht mir am meisten zu schaffen. Deswegen radle ich zurück zum Auto und hole meinen 3-mm-Neopren vom Dachkoffer. Dann steige ich nochmal kurz ins Auto um etwas zu trinken. Das Fahrrad mit der Kameratasche steht draußen. Als ich zum Auto kam, war auf dem Parkplatz kein Mensch zu sehen. Als ich wieder aussteige sieht zunächst alles normal aus – bis ich die Kameratasche anhebe. Nanu? Die ist aber leicht geworden. Ein Blick hinein und das Debakel nimmt Formen an. Kamera und Tele-Obejektiv sind weg. Der Dieb hat sich tatsächlich die Zeit genommen in die Tasche zu schauen und nur das Wertvolle mitzunehmen. Die Kamera, die ich noch in Buenos Aires wie ein Löwe verteidigt habe, nun achtlos 1 Minute auf dem Parkplatz stehen gelassen und weg ist sie. “Selbst schuld“, muss ich da sagen. Ich bin durch den Aufenthalt in Kroatien zu sorglos geworden. BiH ist eben nicht Kroatien.

Für einen Moment vergeht mir alles. Ich will eigentlich nur schnell weg hier. Aber da ist ja noch der Sprung wegen dem ich her gekommen bin. “Jetzt erst recht!“, denke ich mir.
Aber halt! Ich brauche Fotos von meinem Sprung. Ich hätte jemanden mit dem Galaxy-Tablet Fotos machen lassen können, aber ich war so sauer und nervös – das ist mir erst später eingefallen. In einem kleinen Fotoladen kaufe ich eine Billig-Point'n'Shoot und fahre wieder zur Brücke.

Ich bin ganz froh, dass es heute schon passiert, das wäre sonst eine schlaflose Nacht geworden. 21m, das ist doch erheblich höher als alles was ich bisher gesprungen bin. Ich gehe mit dem Chef der Springertruppe nochmal alles durch. Ich habe am meisten Bedenken am Grund des Flusses aufzuschlagen und frage ihn ob es möglich ist, dass man den Boden berührt. Noch nie hat er oder ein anderer es geschafft den Boden des Flusses zu berühren. Das beruhigt mich. Nicht einmal jetzt bei Niedrigwasserstand sei das möglich. Der Fluss sei jetzt 6m tiefer als normal.
“Ja Moment mal - das heißt nun sind es 27m und nicht 21m von der Brücke bis zur Wasseroberfläche!“ “Genau so ist es“, sagt er. “Kostet aber auch nicht mehr.“ Witzbold! 6m mehr Fallhöhe zum gleichen Preis? Da muss man doch zuschlagen, das ist ja quasi ein Schnäppchen.

Da stehe ich nun mit meinem Neoprenanzug auf der Brücke. 100 Leute schauen mir zu, ins Buch habe ich mich auch schon eingetragen.
(ich will keiner der durchgestrichenen Einträge werden).
Der Blick nach unten. “Hm, 27m kommt hin“. Vor ein paar Tagen war ich in Zadar auf einem Turm dessen Plattform in 28m Höhe war, das sah etwa genau so aus.

Ein Zurück gibt es nicht. Ein Blick nach rechts zum Fotografen um zu sehen ob er bereit ist. Ist er, na dann bin ich auch bereit.

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Das Ziel unten anvisiert und los geht es. Der freie Fall dauert nur gut 2 Sekunden, kommt mir aber viel länger vor.

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Anfangs läuft noch alles prima, aber im letzten Drittel kippe ich ein paar Grad weg von der Senkrechten nach hinten.
“Nicht gut! Das wird gleich weh tun“ denke ich noch.
Tut es auch. Das Eintauchen fühlt sich wie ein heftiger Aufprall an. Die Beine kommen noch gut rein, aber dann sitze ich praktisch mit voller Wucht mit dem Hintern auf der Oberfläche ab. Man ist länger unter Wasser als in der Luft und ich habe genug Zeit für eine Schadensaufnahme auf dem Weg zur Oberfläche. Am schlimmsten hat es mein Steißbein erwischt, das sich gerade vom Antarktis-Ausrutscher erholt hatte. Als ob mir ein Pferd in den Hintern getreten hätte. Jetzt kann ich wieder wochenlang nicht sitzen.

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Als ich an die Oberfläche komme schauen die beiden Profis, die unten zur Absicherung auf mich gewartet haben, sorgenvoll. Die wissen, dass so eine Landung weh tut. Ich kann aber ohne Probleme zum Ufer schwimmen und wieder nach oben ins Clubhaus gehen um meine Urkunde in Empfang zu nehmen. Auf dem Weg gibt es Schulterklopfen und High-Fives der Zuschauer.

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Ich trinke noch ein Bier mit den Jungs, fahre dann aber sofort weiter. Ich hatte zwar einen Platz in der Stadt der mir geeignet zum Übernachten aussah, aber nach der Erfahrung mit der Kamera erscheint mir hier nichts mehr sicher. Es ist noch hell genug um die Fahrt zu genießen. Die Landschaft ist einfach klasse.

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Weit draußen in der Wildnis wo mich keiner sieht will ich heute stehen. Mitten in den Bergen finde ich eine Wiese und stelle mich so hin, dass ich von der Straße aus nicht zu sehen bin.

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Heute gibt es Ibuprofen zum Abendessen (Hinweis an meine Mutter: die Cevapcici habe ich weggeworfen, die waren nicht mehr gut).

Eingestellt von Tom Travel 02:58 Archiviert in Bosnien und Herzegovina Kommentare (5)

Sutjeska National Park

Rafting am Brückentag

sunny 32 °C
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Von der Wiese hinter Mostar, auf der ich gestern über Nacht gestanden bin, sind es nur wenige Kilometer bis in den Sutjeska Nationalpark. Hohe Berge, idyllische Seen, Wasserfälle und viele Kilometer Wanderwege.

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Den ersten Tag tue ich hier mal nichts und kuriere die Folgen meines missglückten Sprunges aus. Für 5€ hab ich einen Standplatz mit WiFi und Strom allerdings ohne Dusche. Manchmal ist es von Vorteil dass ich alleine unterwegs bin.

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Tags darauf nehme ich die im Reiseführer beschrieben Abzweigung von der Hauptstraße in den Park. Der Zustand der Straße wurde als "etwas vernachlässigt" beschrieben. Das ist eine grobe Untertreibung. Harley muss 20km über eine der übelsten Holperstrecken die ich je gefahren bin. Es geht stramm bergauf. Von 500m bis auf über 1600m. Dann geht es per Auto nicht mehr weiter. Eine Mountainbike-Strecke ist ausgeschildert. Die sieht dann so aus.

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Etwa da wo das Fahrrad steht ist die BiH-Montenegro-Grenze. Der Trail ist eher etwas für Fortgeschrittene. Nach 3km ist auch mit MB Ende, dann geht es nur noch zu Fuß die letzten 2 Kilometer zum Trnovazko-See.
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In puncto Marketing haben die hier noch vieles aufzuholen.

"Wo wart ihr denn dieses Jahr in Urlaub?"
"Trnovazko"
"Gesundheit!"

Der See ist ein blau-grünes Juwel in grandioser Lage, aber mit diesem Namen wird das doch nie etwas.

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Auf Fiji haben sie Inseln mit unmerkbaren Namen umbenannt in z.B. Mana-Island, Octopus-Island, Bounty Island. In den USA hat man den Stinking River umbenannt in Shoshone-River. So wird das was mit dem internationalen Tourismus.
Der See liegt übrigens in Montenegro, der Maglic ist der höchste Berg in BiH und liegt genau auf der Grenze.

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Rund um den See campen im Sommer viele Jugendliche. Sie trinken dabei Bier und machen Lagerfeuer! Im Nationalpark! Skandal!
Diese Art von Freiheit kennen die Bewohner des “land of the free“ nur noch aus Geschichtsbüchern. Dort hat man die Freiheit Geld zu verdienen und auszugeben. Freizeitspaß der nichts kostet wird nicht gern gesehen. Gründe Dinge zu verbieten, die normalen Menschen Freude machen finden sich immer. Im Zweifelsfall zieht immer das Argument mit der Sicherheit. Stephen King, sonst eher bekannt für Horrorgeschichten schreibt in seinem neuesten Buch:

"The powers that be have a way of outlawing many beautiful things made by ordinary people. I don't know why that should be, I only know it is."

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Nördlich des Parks ist Rafting auf der Drina und Tara die größten Touristen-Attraktion. Jetzt im Sommer sind, die Stromschnellen eher gemütlich.

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Dennoch ist letzte Woche einer ertrunken. Eigentlich wollte ich das mit meinem lädierten Steiß auslassen, aber ein Schild kurz hinter Foca reizt mich doch und ich bleibe über Nacht auf einem Campingplatz direkt an der Drina Hier bietet man Touren mit dem Schlauchkanu an.

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Etwas teurer als die kommerziellen Rafting-Trips, dafür bin ich alleine mit zwei Steuermännern und muss nur wenig paddeln.

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Außerdem kniet man im Kanu mehr als dass man sitzt. Mit Letzterem habe ich immer noch ziemliche Probleme. Das Wasser ist hier etwa 4m tief, aber kristallklar und man kann problemlos bis zum Boden sehen.

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Das Wasser ist nur warm (kalt), dafür hat die Luft heute 33° - das gibt eine angenehme Mitteltemperatur. Solange man nicht hinein fällt. Wir kommen an einer zerschossenen Eisenbahnbrücke vorbei und machen kurz Halt.

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14m – das kann ich mir trotz 7° nicht entgehen lassen.

(An dieser Stelle hatte ich leider das falsche Video eingefuegt)
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Etwas später wieder eine Brücke. Zum Springen ungeeignet weil das Wasser darunter nicht tief genug ist, aber mit Geschichte.

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Von Deutschen im 2. WK erbaut haben NATO-Bomber es in neun Versuchen nicht geschafft die Brücke zu zerstören. Warum man so versessen war diese Brücke zu zerbomben habe ich nicht heraus gefunden.

Nach dem Rafting geht es weiter. Ich will heute noch bis nach Serbien. Es sind nur noch 80km bis an die Grenze. Die Strecke zwischen Gorazde und Visegrad und weiter bis an die serbische Grenze ist ein landschaftlicher Leckerbissen. Die Drina wird aufgestaut und an den steilen Felshängen wächst eine Kiefernart, die aussieht wie frisch von einer japanischen Tuschezeichnung.

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Tunnel, Brücke, Tunnel – so geht es dahin. Fahrerisch eine echte Herausforderung. Die Fahrbahn ist eng und die Tunnel selten beleuchtet. Aus dem gleißenden Sonnenlicht hinein in die engen, dunklen Tunnel erfordert höchste Konzentration. Ein paar lebensmüde Radfahrer (ohne Licht im Tunnel!) wagen sich doch tatsächlich auch auf diese Strecke. DAS ist wirklich lebensgefährlich!

Visegrad hat auch eine hübsche Brücke, allerdings nicht sehr hoch.

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Dann ein Kloster in den Bergen.

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Manche mögen's heiß, Mönche mögen's kühl. Bemerkenswert, denn Aircon habe ich sonst fast nirgends in BiH gesehen.

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Kurz danach die BiH-serbische Grenze. Der BiH-Grenzer ist super gelangweilt und scheint genervt weil er die Schranke hochziehen muss. Schaut nicht Mal in meinen Pass. Der Serbe klatscht seinen Stempel hinein (der erste Stempel seit USA) und erscheint ebenfalls genervt, weil ich ihn beim Kreuzworträtsel störe.

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Schlafplatz habe ich für heute Nacht keinen ausgekundschaftet. Hier in den Bergen ist es allerdings nicht schwer etwas zu finden.

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Ich folge einem Wegweiser zum Tara-Nationalpark, biege auf einen Waldweg ein und finde eine passende Lichtung für die Nacht.

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Eingestellt von Tom Travel 03:48 Archiviert in Serbien Kommentare (1)

3 Nächte in 3 Ländern

Serbien – Kosovo - Mazedonien (FYROM)

sunny 32 °C
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Ich hatte eine wunderbar mückenfreie, ungestörte Nacht tief im serbischen Wald mit Kiefernduft. Vom Tara Nationalpark schaue ich mir nichts mehr an, ich will heute etwas von Serbien sehen und vielleicht weiter in den Kosovo.

Ich sag es gleich vorweg – den Weg hätte ich mir sparen können. Auf 200km zersiedelte Landschaft ohne Highlights. Hier liegt noch mehr Müll am Straßenrand als in BiH, alle paar Kilometer eine wilde Mülldeponie.

Irgendwo habe ich die Grenze zum Orient überschritten, denn im Radio tönt nur noch etwas, dass für mich wie türkische Folklore klingt. Minarette sehe ich reichlich, aber die gab es schon in BiH zu sehen, dort mit Balkan Folklore im Radio.

Als ob es mit der Sprache nicht schon schwer genug wäre, sind nun in Serbien auch noch viele Schilder in kyrillisch. Mein Ziel heißt z.B. laut Navi “NOVI PAZAR“ auf den Schildern steht dann so etwas Ähnliches wie HOBN TA3AP. Super! Dort wo die Schilder zweisprachig sind, ist fast immer eine der Sprachen übersprüht. Es scheint als ob ein Teil der Bevölkerung etwas dagegen hat, das ein anderer die Schilder in seiner Sprache lesen kann.

Einen Abstecher habe ich eingeplant, den nach Studenica zum dortigen Kloster aus dem 12.Jh.

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Normal bin ich nicht der Fan alter orthodoxer Kultur, aber im Reiseführer hieß es es sei eine der schönsten Stätten in Serbien.

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Wie gut dass ich für andere Orte dieser Qualität nicht weitere Umwege eingeplant habe, denn das Kloster haut mich nun gar nicht um. Da fand ich das in BiH, im Reiseführer nicht erwähnt, einfach mal so am Weg gelegen, viel hübscher.

Mir langt es von Serbien. Ich beschließe heute noch ins Kosovo zu fahren. Irgendwie ist mir völlig entgangen, dass es sich dabei nun um ein souveränes Land handelt. Den Serben offenbar auch, denn viele Kilometer im Landesinneren von Kosovo sehe ich ein Schild, auf dem groß steht: “This is Serbia!“
Wie soll ich jemals mit meiner Weltreise fertig werden wenn es ständig neue Länder gibt? Das sollte langsam mal aufhören.

Kosovo fällt einem sicher nicht als Ziel ein, wenn es um Sommerurlaub geht. Ich muss da durch, wenn ich wie geplant nach Mazedonien (FYROM) und Albanien will. Die Situation an der Grenze ist unklar. Recherche im Internet hat mich nicht schlauer gemacht. Es gibt nach wie vor Spannungen im Grenzgebiet und einige der wenigen Grenzübergänge sind gesperrt. Welche genau und wann das erfährt man online nicht. Der Norden Kosovos wird sogar als No-Go-Zone beschrieben. Was soll ich machen? Ich komme nun Mal vom Norden und muss da durch.

Ich versuche es zuerst beim größten Übergang in Jarinje. Es geht alles gut bis 2km vor der Grenze eine Polizeisperre die Fahrt beendet. “Grenze seit 2 Tagen blockiert“, heißt es. Ich soll zurück fahren. So etwas in Europa im 21Jh., kaum zu glauben. Ich brauche einen Plan B. Karte habe ich keine, mein Nokia Navi ist hier unbrauchbar, da sind nur die Hauptstraßen drauf. Da wäre noch mein Tablet mit Google-Earth. Darauf sehe ich dass 30km östlich ein kleiner Grenzübergang ist, den könnte ich probieren. Wenn das auch nicht klappt muss ich über Montenegro außen herum fahren. Das wären noch einmal 50km Umweg.

Der kleine Umweg ist landschaftlich reizvoll, entlang eines Stausees geht es wieder über Brücken und durch Tunnel.

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Dann kommt der Grenzübergang – Spannung. Es sieht so aus als ob hier abgefertigt wird.

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Zuerst kommt der Serbe. Er notiert alles genau, Kennzeichen, Name, Paß-Nr. Einen Ausreisestempel bekomme ich nicht. Wie auch? Serbien akzeptiert diese Grenze nicht, setzt aber dennoch Grenzbeamte dorthin. Eine verrückte Welt. Da ich auch bei der Ausreise aus dem Kosovo keinen Serbien-Ausreisestempel bekomme werde ich faktisch mein 90 Tage Visum überziehen. Das betrübt mich aber nicht sehr, denn ich habe nicht vor in den nächsten Jahren noch einmal nach Serbien zu kommen.

Ein wenig sieht es hier immer noch nach Krieg aus. US-Humvees und Straßensperren mit Stacheldraht gleich nach der Grenze – stabiler Frieden sieht anders aus.

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Jubel! Ich bin im Kosovo, raus aus dem langweiligen Serbien. Schlimmer kann es hier auch nicht sein. Oder? Doch, es kann! Eigentlich wollte ich heute nur noch die 40km nach Mitrovica fahren und dort bleiben. Dort ist es so hässlich, da will ich nicht bleiben. In der neuen Hauptstadt Pristina gibt es vielleicht etwas zu sehen. Im Reiseführer sind Infos, die einen Besuch des Zentrums lohnend erscheinen lassen.

Schon 20km vor Pristina ist der Verkehr ein Wahnsinn. Alle fahren wie bekloppt, ich würde sagen asiatisch, aber mit europäischer Geschwindigkeit. Bis dann alles steht. Super-Stau. Wo kommen denn die ganzen Autos her? Ich habe gelesen Kosovo sei das ärmste Land Europas. Autos können sie sich jedenfalls leisten – reichlich. Es sieht so aus als ob jetzt gerade jeder Kosovare auf der Straße ist. Nach einer Stunde bin ich an der Abzweigung zum Zentrum, verzichte aber und fahre weiter. Das wird sonst dunkel bevor ich da rein komme und ich sitze heute schon 9 Stunden am Lenker.

Es wird auch südlich von Pristina nicht besser. Kolonnenverkehr gewürzt mit Schritt-Tempo-fahrenden Traktoren voll Heu in beiden Richtungen. Die Überholmanöver der Eingeborenen wären allesamt reif für Youtube-Schweißausbruch-Momente. Gegenverkehr ist hier absolut kein Grund NICHT zu überholen.

Auch hier in Kosovo wieder das mittlerweile bekannte Bild der nichts-sagenden Preistafeln an den Tankstellen.

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Wenigstens sind die Schilder wieder lesbar. Kein kyrillisch hier.

Gut 2 Stunden brauche ich für die 40km im Großraum Pristina. Ich bin völlig am Ende und will jetzt nur noch einen Ruheplatz für die Nacht. Erst 10km vor der mazedonischen Grenze findet sich etwas. Heute hätte ich auch gerne für einen Campingplatz bezahlt, aber so etwas gibt es in ganz Kosovo nicht. Ich finde einen wirklich wunderschönen Platz am Fluss zwischen Hügeln. Einige Einheimische sind noch beim Baden. Das sieht oben von der Straße wie ein Volltreffer aus.

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Als ich dann unten bin fällt zuerst der müffelige Geruch auf. Der kommt vom Bach. Kein Wunder bei dem was da alles drin liegt. Das Ufer ist übersät mit Plastikmüll vom letzten Hochwasser.

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Schade um diesen wunderbaren Ort. Egal - für die Nacht wird es reichen, Kiefernduft war gestern, heute riecht es nach Kanal.

Am Morgen als ich aufstehe riecht es nicht mehr nach Kanal. Vermutlich habe ich mich über Nacht an den Gestank gewöhnt. Schon kurz nach der Weiterfahrt wieder eine Grenze (Kosovo-FYROM). Auch hier wird nicht genau geschaut. In 10 Minuten bin ich durch.

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Ich will heute zum Nr.1-Urlaubsziel in Mazedonien (FYROM) – nach Ohrid am gleichnamigen See. Ein Umweg über den Mavrovo Nationalpark bietet sich an. Das lohnt sich wirklich. So fad wie gestern die Fahrt war, so klasse ist es heute. Rauf und Runter, entlang an Stauseen und Bächen. In meiner Wertung eine der landschaftlich schönsten Fahrten Europas. Diese Strecke ist kaum befahren, erfreulich wenig Müll liegt an der Straße.

Mehr als einen 40er-Schnitt kriege ich bei den vielen Steigungen nicht hin und so brauche ich 6 Stunden für die 250km nach Ohrid. “Mediterrane Atmosphäre“ stand im Reiseführer. Jetzt weiß ich was damit gemeint ist. Eine Stadt voller Souvenirstände, Hotels und Restaurants. Strände mit vielen Touristen, Handtuch an Handtuch. Aktuelle Techno Hits aus dem Lautsprecher beschallen die Badegäste.

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Für heute soll es wieder ein Campingplatz sein. Ich brauche Dusche, Strom und Internet. Viel Auswahl gibt es hier nicht. 12km südlich von Ohrid ist eine riesige Anlage direkt am See auf der ich für 12€ einen Platz für die Nacht finde. Neben mir steht ein älteres Ehepaar aus Österreich mit ihrem Camper mit "BM" Nummernschildern. Ich frage nach und sie sind aus Kapfenberg - die Welt ist ein Dorf!

Strom gibt es am Standplatz, die Duschen sind etwas weiter entfernt. “Heißes Wasser“, steht auf dem Schild davor. Richtig heiß brauche ich nach der Hitze des Tages nicht, aber lauwarm wäre schon recht. Die Duschkabinen sind schlimmer als alles was ich in Südamerika gesehen habe. Sozialistischer 70er-Jahre-Gruft-Charme. Man möchte hier drin wirklich nichts berühren, deswegen dusche ich mit meinen Badeschlappen. Klimaforscher hätten hier ihre Freude. Aus den Ablagerungen in der Duschwanne könnten sie tolle Erkenntnisse über das Wetter seit der letzten Eiszeit erfahren.

Der Abfluss der Dusche hat sicher 20cm Durchmesser. Einerseits gut, denn so kann nichts verstopfen, andererseits sieht es auch so aus als, ob hier jederzeit das Monster aus dem Sumpf durch schlüpfen könnte.

Ich drehe den linken Hahn auf (normal der für Warmwasser) und es kommt kalt. Ich lasse es eine Minute laufen – immer noch kalt. Hm, vielleicht ist das hier andersrum. Also drehe ich den rechten Hahn auf. Es kommt eiskalt. Aha, hier gibt es zwei Temperaturen: kalt und eiskalt. Wie die das schaffen bei 33° Außentemperatur so kaltes Wasser zu liefern bleibt mir ein Rätsel. Ich beende meine Dusche mit kaltem Wasser und fühle mich danach sehr erfrischt.

Das WiFi-Internet hier ist ein Geduldsspiel. Ständige Verbindungsabbrüche führen dazu, dass ich nicht mehr weiß was ich nun schon hochgeladen habe und was nicht. Aus Versehen veröffentliche ich den neuen Blog-Beitrag zwei Mal.

Am nächsten Morgen, bevor die Badegäste anrücken, schaue ich mir den Strand genauer an. Sieht aus einiger Entfernung echt klasse aus. Kieselsteine und glasklares Wasser. Aus der Nähe sehe ich dann 1000ende von Zigarettenkippen zwischen den Steinen. Ich schätze das Verhältnis Kippen:Steine auf 1:1. Das ist kein Strand sondern ein großer Aschenbecher. Die Leute stört es scheinbar nicht wirklich, denn ein paar Stunden später ist alles mit Liegematten und Badetüchern bedeckt.

Harleys Batterie lädt seit einigen Tagen während der Fahrt nicht mehr auf. Starten geht praktisch nur noch mit Generator. Ich brauche dringend Ersatz. Heute ist ein moslemischer Feiertag in FYROM und ich muss einen weiteren Tag bleiben, bis morgen die Werkstätten wieder offen haben. Ich kann nur hoffen, dass das Problem mit einer Austauschbatterie erledigt ist und nicht etwas anderes dahinter steckt.

Eingestellt von Tom Travel 04:38 Archiviert in Mazedonien Kommentare (4)

Albanien

1000km Rüttelplatte

sunny 32 °C
View Round-The-World 2013-2014 auf Tom Travel's Reise-Karte.

Heute ist Abreisetag aus FYROM. Diesen beknackten Namen verdanken die Mazedonier übrigens ihren griechischen Nachbarn. Ich verabschiede mich von meinen österreichischen Nachbarn und will los fahren – nichts geht. Der Anlasser dreht keine Umdrehung. Jetzt ist die Batterie scheinbar völlig fertig.

An der Rezeption des Platzes schildere ich mein Problem, der junge Mann telefoniert ein wenig herum und zeichnet mir dann auf der Karte ein wo ich hin muss. Ich komme dort an, passende Batterie gibt es auch. Der Mechaniker fragt mich was ich mit der alten Batterie machen will. “Wegschmeißen“, sage ich und vermute er will jetzt extra Geld für das Entsorgen. Von wegen, ich bekomme 10% Rabatt dafür und so kostet mich die neue Batterie nur glatte 100€. Endlich zieht der Anlasser wieder voll durch, das Rum-Orgeln hat ein Ende.

Ich wollte eigentlich vor der Grenze noch tanken und einkaufen. Es ist wie verhext, sonst kommen ständig Tankstellen, jetzt auf einmal stehe ich an der albanischen Grenze und habe die letzte Tankstelle verpasst.

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Auf der albanischen Seite kommt das was ich befürchtet hatte. Schotter- und Schlaglochpisten. Man muss sein Auto wirklich hassen, wenn man damit nach Süd-Albanien fährt (im Norden wurden die Pisten wesentlich besser).

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Ich empfehle Firmen- oder Leihwagen. Direkt hinter der Grenze wenig Verkehr. Eher trifft man auf eine Schafherde oder ein paar Kühe oder Esel.

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Es geht steil hinauf in die Berge. Von den 180km nach Gjirokaster, die ich heute noch fahren wollte, schaffe ich gerade mal 60. Dann bin ich so durchgeschüttelt, dass es für heute wirklich reicht. Für schwindelfreie Beifahrer ist diese Strecke sehenswert. Als Fahrer hat man zu viel damit zu tun das Auto auf der Strecke zu halten und um die Löcher zu steuern. Es gibt keine Fahrbahnmarkierungen und keine Leitplanken. Neben der Straße (wenn man das überhaupt so nennen kann) geht es ziemlich tief runter. Erinnerungen an Boliviens Death Road kommen auf. Die vielen blumengeschmückten Kreuze an der Strecke sprechen auch eine deutliche Sprache. Mit meiner Schrott-Kamera sieht das hier Topf-eben aus, aber es war steil – glaubt es mir!

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Am höchsten Punkt der Strecke, auf 1700m am Barmash Pass, biege ich von der Straße in einen kleinen Feldweg ab und verbringe eine angenehm kühle kurze Nacht.

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Noch vor Sonnenaufgang weckt mich eine Motorsäge. Hat man denn nirgends seine Ruhe? Ich bin im Urlaub und will ausschlafen!

Heute sind es noch einmal 6 Stunden auf der üblen Piste. Ich leide, aber das Auto tut mir mehr leid.
Es gibt laut Tripadvisor nicht viele Highlights in Albanien. Zwei davon schaue ich mir heute an. Zuerst die “Blue Eye Spring“, die liegt direkt auf meinem Weg.

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Eine Quelle im Wald – schön blau. Wirklich spannend ist es davon ein Foto zu bekommen, auf dem nicht 20 andere Touristen mit drauf sind. Ganze Busladungen rollen hier an, dabei hat die Quelle nur gut 10m Durchmesser.

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Nächster Stopp eine Stunde später: Die Butrint Ruinen ganz im Süden an der griechischen Grenze. 2500 Jahre alt – Respekt! Wieder ein Punkt für Europa. In Australien haben sie den Flying Doctors ein Denkmal gesetzt – die Organisation ist immerhin 50 Jahre alt. In den USA gilt alles als historisch was älter als 200 Jahre ist. In Südamerika hat man es zumeist mit kolonialen Überresten zu tun – die sind keine 500 Jahre alt und ab und zu etwas von Mayas oder Inkas, dann werden es auch mal 1000 Jahre. 2500 Jahre – das gibt es nur in Europa, Asien und Nordafrika.

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Die Anlage ist riesig und so verteilen sich die paar hundert Besucher ganz gut auf die Ruinen. Ich setze mich ins Amphitheater und versuche mir vorzustellen was da unten vor 1700 Jahren geboten wurde.

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Ich übernachte wieder kostenlos auf einem Parkplatz in der Nähe der Ruinen. Diesmal nicht allein, ein anderer deutscher Camper und 3 Franzosen in einem Renault Clio - wie die da zu dritt drin schlafen konnten ist mir ein Rätsel - stehen auch hier für die Nacht.

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Am nächsten Morgen will ich aber endlich mal ans Meer, sehen wie das hier in Albanien an der Ionischen Küste aussieht. Der erste Strand in Himara: Kristallklares lauwarmes Wasser, schneeweiße Kiesel, sehr schmal und jetzt in der Hochsaison auch sehr voll.

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Hier bleibe ich eine Nacht für 10€ auf dem Campingplatz – ich hatte keine Wäsche mehr und brauchte die Waschmaschine.

Es gibt entlang der gesamten Küste nur eine handvoll Zugänge ans Meer. Zumeist üble, steile Schotterpisten. Am Strand kaum Parkplätze und nirgends Schatten. Ich kann mir schwer vorstellen wie Albanien ein Ziel für die Massen wird. Ein paar hundert Gäste und es ist voll, ein paar tausend und es ist überfüllt.

Ich probiere noch ein paar andere Zugänge runter ans Wasser. Wunderbarer Strand, eingerahmt von toller Steilküste und Bergen im Hintergrund – sieht von der Hauptstraße von oben jedes Mal traumhaft aus. Aus der Nähe immer das gleiche Bild: Sonnenschirm an Sonnenschirm, Liege an Liege, Handtuch an Handtuch. Hochsaison ist definitiv der falsche Zeitpunkt um hier herzukommen.

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In Dhermi gefällt es mir am besten. Am Nordende des Strandes ist wenig los und ich stehe die erste (und wahrscheinlich auch letzte) Nacht mit Meeresrauschen direkt am Wasser. Hier im Süden Albaniens ist das auch in der Hochsaison (noch) erlaubt.

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Zum Thema Müll sage ich jetzt nichts mehr. Man kann davon ausgehen, dass er überall liegt. Minuspunkt für Europa.

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Kaum wo in der Welt ist es so schlimm wie hier auf dem gesamten westlichen Balkan. Peru und Kambodscha sind die einzigen Länder die mir einfallen, die ebenso vermüllt sind.

Ich habe genug gesehen von albanischen Stränden und fahre noch kurz bei einer weiteren Reiseführer-Attraktion vorbei. Berat – die "Stadt der tausend Fenster" und in der Weltkulturerbe-Liste der UNESCO.

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Ich mache mir eine mentale Notiz künftig noch weniger auf Reiseführer zu hören und bei dem Label "Weltkulturerbe" ähnlich vorsichtig zu sein wie bei "Öko"(Eco).

Die Tagesetappe endet ganz im Norden am Lake Koman. Ich habe heute praktisch ganz Albanien durchquert. Die Mitte ist unsagbar langweilig, staubtrocken, zersiedelt und es gibt weder an der Küste noch im Landesinneren etwas zu sehen. Hier im Norden am Stausee gefällt es mir aber gut. Ich finde auf Anhieb einen Platz mit super Aussicht für die Nacht.

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Als ich aussteige um die Umgebung zu erkunden höre ich ein Geräusch wie von 2 Kokosnüssen die aneinander schlagen.
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Gar nicht so verkehrt wie sich heraus stellt.

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Die ganze Gegend um den Stausee ist wunderschön. Es gibt hier nichts an touristischer Infrastruktur. Camping mit eigenem Camper, Wandern und Angeln in ziemlich intakter Natur ist hier aber sehr gut möglich. Fast 1000km bin ich in der Woche kreuz und quer durchs Land gefahren. Ganz im Süden und ganz im Norden ist es am schönsten. Der Rest ist zum Vergessen. Mein Tipp: Im Mai kommen, dann ist es noch nicht so heiß im Landesinneren und voll an den Stränden.

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Montenegro

Das Sahnestück vom Balkan-Kuchen

sunny 32 °C
View Round-The-World 2013-2014 auf Tom Travel's Reise-Karte.

Wieder mal nehme ich nicht den direkten Weg zu meinem heutigen Ziel, sondern fahre das letzte Stück in Albanien von Koman nördlich um den Skodar-See und Nationalpark. Nicht so spektakulär wie das was ich heute später noch zu sehen bekam, aber durchaus sehenswert.

An der Grenze zwischen Albanien und Montenegro wird zum ersten Mal genau geschaut. Jeder muss Kofferraum aufmachen. Das dauert alles sehr lange und aus Langeweile mache ich ein paar Fotos der Filzaktionen der Zollbeamten.

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Das hätte mir fast Ärger eingebracht. Heftig gestikulierend rennen zwei Beamte auf mich zu und deuten ich soll die Kamera wegpacken. Fotografieren ist hier streng verboten. Warum eigentlich? Mit Rollspiegeln unters Auto schauen, Kofferraum auf und darin herum wühlen – was ist daran so geheim?

Nach der Grenze liegt wieder Mal ein hoher Bergkamm zwischen mir und meinem Ziel am Meer. Es gibt ein Stück Maut-Autobahn mit Tunnel unten durch, die bin ich auch gefahren. Am Ende der Strecke war die Zahlstation. Die nehmen hier nur Euro, keine Kreditkarte oder andere Währungen. Das erfährt man aber vorher nicht. Euro hatte ich gerade keine, also heißt es umdrehen und alles wieder zurück fahren.

Es gibt noch die alte Bergstrecke oben drüber, ohne Maut. Extrem enge Haarnadelkurven und Serpentinen. An einer Stelle war nicht genug Platz für eine Kehre, da haben sie ein Stück Kurve über den Abgrund gebaut. Habe ich so auch noch nirgends gesehen.

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Als ich auf der anderen Seite den Berg wieder hinunter fahre, bleibt mir der Mund offen stehen. So etwas Schönes habe ich kaum je gesehen. Verflucht noch mal jetzt wäre ich gerne Beifahrer. Stehen bleiben kann man hier nirgends, in jeder Kehre versuche ich einen Blick auf Petrovac und die weit unter mir liegende Küste zu erhaschen. Wie ein Landeanflug auf ein Kitsch-Gemälde. Zwei kleine Felsinseln in der Bucht vor Petrovac sehen aus wie extra dahin gelegt, damit es hübscher aussieht.

Den Ort und den Strand würde ich mir zu gerne aus der Nähe ansehen. Ich habe es wirklich versucht, aber es ist aussichtslos mit meinem großen Auto in den engen Gassen einen Parkplatz zu finden. Schweißgebadet vom Rangieren und Rückwärtsfahren gebe ich nach einer halben Stunde auf. Weiter nach Sveti Stefan. Dort wollte ich morgen eine ehemalige Arbeitskollegin treffen.

Kurz vor Sveti Stefan ein Wegweiser zu einem Autocamp unten am Strand, genau was ich jetzt brauche. Dusche, Parkplatz und Strandzugang. Hunger habe ich auch, denn über die Grenze durfte ich wieder mal nichts Frisches im Kühlschrank mitnehmen. Einkaufen konnte ich bisher auch nichts, denn ich habe immer noch keine Euro – die Lieblingswährung der Montenegriner.

Also rauf aufs Rad und die 2km nach Sveti Stefan zum Geldautomaten fahren. Klingt nicht viel, aber 2km bedeutet hier 1km steil rauf und 1km steil runter. Oder 2km steil runter und auf dem Rückweg 2km steil hoch. Egal wie, ein Fahrrad ist hier nur zu 50% ein geeignetes Verkehrsmittel. Auto ist auch schlecht, wegen fehlenden Parkmöglichkeiten. Am besten wäre ein Motorroller oder Elektrofahrrad.

Die Hotelhalbinsel von Alt-Sveti-Stefan ist unglaublich fotogen.

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Ehemals eine Ansammlung von Fischerhütten wurde die gesamte Halbinsel zu einem Luxushotel umgebaut. Übernachtungspreise angeblich 1600-3200€ pro Nacht. Allein für die Benutzung des Hotelstrandes verlangt man 50€ - dafür bekommt man 2 Liegen und einen Sonnenschirm – immerhin.

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100m Daneben gibt es einen Gratis-Strand fürs gemeine Volk, die Aussicht ist die selbe.

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Die Kundschaft hier am Strand ist überwiegend russisch-ukrainisch und übriger ehemaliger Ostblock. Da bleibe ich lieber den Abend in einer kleinen Strandbar unterhalb meines Campingplatzes.

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Es gibt Cavapcici, Bier und dazu unglabublich schlechte Livemusik. Zwei Tage schaue ich mir tagsüber das Treiben am Strand an. Am zweiten Tag klappt auch das Treffen mit meiner Arbeitskollegin und ihrem Mann.

Ich freue mich jedes Mal wenn ich Freunde oder Familie auf meinen Reisen treffe. Dank Internet ist es kein Problem sich einen Treffpunkt auszumachen, wenn die Reiserouten sich irgendwo berühren. An dieser Stelle schon mal der Hinweis, dass ich September-Oktober in Sardinien (evtl. Korsika) sein werde. Ich würde mich freuen, wenn einer meiner Leser Resturlaub hat und zufällig dort sein sollte. Ab November bin ich voraussichtlich für 5 Monate im Dreieck Südafrika-Namibia-Mozambique unterwegs.

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Am nächsten Tag fahre ich über Budva mit seiner winzigen Altstadt und der daneben gelegenen riesigen Partyzone nach Cetinje in die Berge. Letzte Nacht war sehr warm im Auto und ich sehne mich nach etwas Kühle. Der Mt. Lovcen mit 1660m kommt da gerade recht. Wieder wäre ich gerne Beifahrer. Die Fahrt von Cetinje auf den Gipfel ist eine der besten Europas, behaupte ich jetzt mal. Dörfer gibt es entlang der Strecke nicht mehr. Ab und zu mal eine verfallene Ziegenhirtenhütte.

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Mit jeder Kehre wird es besser. Die letzten 200 Höhenmeter geht es nur noch zu Fuß, die Aussicht ist grandios.

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Direkt unterhalb des Gipfels ist eine hübsche kleine Wiese mit einer Schutzhütte für Bergwanderer und gratis Camping-Möglichkeit.

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Der zweite Teil der Strecke, den ich am nächsten Morgen hinunter nach Kotor fahre ist sogar noch besser. Ich habe kein Problem mit Höhen oder Kurven, aber zum ersten Mal in meinem Leben wird mir als Fahrer(!) schwindlig und leicht übel. Egal was einer in seinem Leben schon an Bergstrecken gefahren ist - das wird jeden zutiefst beindrucken.

Über 1000m weiter unten die Bucht von Kotor - ein Traum in Blau und Türkis.

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Auf dem 5-Master wäre ich jetzt gerne und würde mir die Bucht vom Wasser aus ansehen.

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Als ich dann unten bin, nehme ich mein Fahrrad und erkunde die Altstadt von Kotor. Die Lage vor den steilen Bergen ist einfach klasse. Wer fit ist kann an die 1200 Höhenmeter entlang den alten Festungsmauern nach oben klettern und als Belohnung eine wunderbare Aussicht genießen. Dafür war es mir heute zu heiß - Aussicht hatte ich schon.

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Das war es dann auch schon von Montenegro. Nach einer weiteren gründlichen Durchsuchung an der Grenze darf ich das Land verlassen und bin wieder in Kroatien.

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Durmitor National Park, Bay of Kotor, Budva, Sveti Stefan, Petrovac und der Mt. Lovcen Nationalpark - das alles auf einer Fläche kleiner als die Steiermark mit halb so vielen Einwohnern wie München. Traumhafte Buchten und Strände, unvergessliche Bergstrecken - Montenegro bekommt meinen persönlichen Preis für das schönste der acht Länder, die ich auf dieser Reise durchquert habe. Auf einer winzigen Fläche bietet sich hier eine Dichte an Weltklasse-Attraktionen, wie ich es noch nirgends erlebt habe.

Die steile Küste ist einerseits der Grund für die landschaftliche Schönheit, aber ebenso der Grund für den Verkehrsinfarkt, der jeden Tag in der Hochsaison statt findet. Es gibt einfach zu wenig Platz für die vielen Autos. Von A nach B zu kommen ist ein Geduldsspiel und eine Tortur in der Hitze. Ist man dann angekommen findet man keinen Parkplatz. Mein Tipp ähnlich wie für Albanien: Nicht im Juli, August sondern im Juni oder September kommen.

Eingestellt von Tom Travel 04:17 Archiviert in Montenegro Kommentare (3)